
Andreas Bock
Moauääää-ä-ä-ä!
Zwei Hörner, dann Stille, ein Tippel Tappel, dann
spricht sie: „Schicke die Kinder fort – denn sie essen uns das Essen weg!“
Es gibt Wesen im Märchenwald, die es vor Geiz und
Habgier nicht ertragen können, wenn sich Menschen zu Weihnachten Liebe,
Geborgenheit und Aufmerksamkeit schenken. Vielleicht ist dies einer der Gründe,
dass solche Wesen es selber nie kennengelernt haben. Weihnachten ist ein
fürchterlicher Graus für die Ziege, denn sie ekelt sich vor Nächstenliebe und
allem was mit Liebe zu tun hat.
Die Ziege ist von bösen Mächten umgeben, um Unheil in
die Welt zu tragen und um überall wo sie kaut und steht Zwietracht zu säen. Wie
ein Wolf im Schafspelz, in diesem Falle Ziegenpelz, setzt die Ziege ihre
magischen Kräfte ein, um die Kinder des Schneiders zu bannen. Der arme
Schneider sitzt der infantilen Ziege und ihrem Gerede schutzlos auf, begeht
einen großen Fehler und wird dadurch hilfloser als jemals zuvor. Auf Wunsch der
Ziege schickt er wirklich seine Kinder fort und wird dadurch zu Grunde gehen,
falls es die Kinder nicht schaffen den Bann zu brechen und zurück über die
sagenumwobene Brücke zu gehen. Im Schutze, verborgen hinter der Brücke, wartet
das fleischgewordene Unheil im Körper einer Ziege auf den Moment das
Gleichgewicht zwischen Gut und Böse endlich aufzuheben und um die Welt
diesseits der Brücke mit Dunkelheit zu überziehen, damit kein Weihnachtsstern
am Himmel mehr leuchtet und die Hoffnung aus den Köpfen der Menschen
verschwindet.
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